„In den Jahren um 1947 ging es nicht nur in der Politik um eine neue Staatsverfassung, son- dern auch in der Kultur um eine neue Verfassung der Person. Zahlreiche Autoren und Autorinnen begannen ihre Erlebnisse von Verfolgung, Überleben, Widerstand und Emigration aufzuschreiben. Dabei erinnerten sie auch an die ermordeten Opfer der NS-Diktatur und klagten die Täter und Täterinnen an. Aber sie suchten auch einen Neubeginn in der Kultur. So entstanden nicht nur Buchtexte, sondern auch Theaterstücke, Kabarettprogramme, Essays und Feuilletons.
Das Sinngebungspotenzial von Kunst wurde vielfältig genutzt, um eine demokratische Orientierung zu finden und den Aufbruch in eine offene Gesellschaft einzuleiten. Die Atmosphäre in der Gesellschaft oszillierte dabei nicht nur zwischen Erinnern und Vergessen, sondern auch zwischen Heilung und Lebensfest.
Die Literatur um 1947 spiegelt all das in diffe- renzierter Art und Weise. Der kulturelle Blick auf die Zeit ergänzt die politische Debatte. Um das zu zeigen, haben sich sieben Veranstalter in Rheinhessen zusammengefunden und bieten von März bis Juni 2022 Lesungen und Vorträge an.
Volker Gallé“
zitiert nach dem Vortragsflyer